Minority Report: Ein Film wird zur Realität?
Bisher beruhten Prognosen über mögliche Einbrüche allein auf Kriminalstatistiken und der Erfahrung der Ermittler. Es war also bislang nur begrenzt möglich, vorherzusagen, an welchen Orten Täter erneut zuschlagen könnten.
Das soll sich jetzt ändern: Einbruchschutz mit Prognosesoftware.
Das „Institut für musterbasierte Prognosetechnik (IfmPt)“ in Oberhausen, Nordrhein-Westfalen, entwickelte aus diesem Grund die Prognosesoftware PreCobs. Diese zuverlässige Software analysiert computerbasiert Polizeidaten und findet Regelmäßigkeiten in diesen Statistiken. Mithilfe dieser Mustererkennung kann die Software dann vorhersagen, wann und wo zukünftige Einbrüche mit hoher Wahrscheinlichkeit stattfinden werden. Diese Auswertung und Vorhersage geschieht innerhalb nur weniger Minuten. Schon vor der Entwicklung der Software war bekannt, dass Täter nach erfolgreichen Delikten wieder an den Tatort oder in nahe gelegene Gebiete zurückkehren. Die Gründe dafür sind offensichtlich: Die Einbrecher kennen sich in den Strassen aus, sie wissen wie viele Menschen in dieser Gegend unterwegs sind, und sie kennen mögliche Fluchtwege. Dieses Verhaltensmuster ist wissenschaftlich belegt.
Wie funktioniert PreCobs?
Die Software wird gespeist mit den Daten über jeden gemeldeten Einbruch der vergangenen 5 Jahre. Mit diesen Daten wird vorhergesagt, in welchem Stadtgebiet und zu welchem Zeitpunkt mit hoher Wahrscheinlichkeit Einbrüche zu erwarten sind. Wird dann ein neuer Einbruch gemeldet, den PreCobs anhand der Muster als Teil einer möglichen Einbruchserie erkennt, löst die Software einen „Alarm“ aus. An diesen Orten mit erhöhter Wahrscheinlichkeit sollen dann Beamte verstärkt auf Streife gehen. Die Beamten werden darüber verständigt und erhalten eine Karte mit den dazugehörigen Informationen und Hinweisen (siehe Abbildung). So zeigt die Software beispielsweise, dass es innerhalb der nächsten sieben Tage innerhalb eines Radius von 500 Metern um den letzten Tatort mit einer Wahrscheinlichkeit von 70% zu einem neuen Einbruch kommen wird. Auf diese Weise kann die Polizei ihre Einsatzkräfte noch gezielter in Risikogebiete steuern und während eines Einbruchs sofort intervenieren. Denn eine Festnahme noch vor der Tat wäre gegen das Gesetz.
PreCobs in anderen Ländern effizient eingesetzt.
Die Technik wird bereits seit etwa 10 Jahren in den U.S.A. eingesetzt. Jedoch wurden dort auch personenbezogene Daten gespeichert. In Zürich (Schweiz) wird die Software ebenfalls benutzt – ein Vorbild für die deutsche Polizei. Dort ist die Software seit November 2013 mit Erfolg in Verwendung. Etwa 85% der Vorhersagen treffen tatsächlich zu. Die Zahl der Einbrüche in dieser Stadt ist seit dem Einsatz der Predictive-Policing-Technik deutlich zurückgegangen. So verringerte sich die Anzahl der Einbrüche im gesamten Stadtgebiet um 14%. In Gebieten, die vorher als „gefährdet“ eingestuft wurden, sogar um 30%!
Mit Hilfe von PreCobs könnte die Einbruchsrate auch in Deutschland gesenkt werden. Zudem könnten Ressourcen effizienter genutzt und somit Steuergelder eingespart werden. Voraussetzung ist, dass ausschließlich Daten zu Einbrüchen analysiert werden, die der Polizei ohnehin vorliegen und somit Datenschutzbestimmungen eingehalten werden.