Die Terrassentür war sperrangelweit offen.
Simone W. (Name von der Redaktion geändert), ein Einbruchsopfer berichtet: „Ich hatte meinen Kleinen gerade vom Fußballtraining abgeholt. Wir sind in das Haus eingetreten und ins Wohnzimmer gegangen. Die Tür unserer Terrasse war sperrangelweit offen. Ich habe sofort die Polizei alarmiert, bin aber trotzdem direkt durch das Haus gegangen um mich umzugucken und einzuschätzen wie hoch der entstandene Schaden ist. Eigentlich war das nicht gerade schlau, aber ich war im Schock. Chaos überall, Schubladen waren aufgerissen, Zeitschriften und Bücher auf dem Boden zerstreut. Laptop weg, Fernseher weg, die Fotokamera mit den Urlaubsbildern auch. Im Schlafzimmer wurden zudem meine gesamte Wäsche durchwühlt. Die Kommode mit meinem Schmuck… alles weg.“
Privatsphäre vergiftet
„Die ersten Wochen nach dem Einbruch habe ich bei meiner Mutter geschlafen. Von Schlafen kann aber kaum die Rede sein. Ich habe dir schrecklichen Bilder nicht mehr aus meinem Kopf bekommen. Die Verletzung der Privatsphäre, an denen die schmutzigen Finger der Einbrecher dran waren … der Ekel, die Erniedrigung! Immer wieder wurde ich nachts von Geräuschen aufgeschreckt. Ich habe fast nichts mehr gegessen.“
Nach vier Wochen ging Simone W. dann doch noch zum Psychotherapeuten. Diagnose: Post-traumatische Belastungsstörung.
Psychologische Folgeschäden von Einbruchsopfern
Eine Statistik des kriminologischen Forschungsinstitutes Niedersachsen aus dem Jahr 2012 mit 11500 befragten Personen zeigte: Mehr als 3/4 der betroffenen Personen leiden unter psychischen Belastungen nach einem Einbruch. Schock, Angstzustände und Unsicherheit sind die Norm. Für knapp 20% der Einbruchsopfer war der emotionale Schaden so hoch, dass nur noch ein Umzug Erleichterung brachte. Besonders ältere Menschen würden gerne wegziehen, schaffen es aber oft nicht. Es ist ihnen zu teuer, zu mühsam, zu ungewiss. So entscheiden Sie sich häufig dafür, die Belastung auszuhalten.
Tipps gegen die Angst in den eigenen vier Wänden
Der weisse Ring e.V. hat hierfür einen Ratgeber erstellt. Wir haben für Sie alle wichtigen Faktoren transparent zusammengefasst:
1. Stellen Sie Ihre Ordnung und Sauberkeit wieder her.
Jemand ist eingebrochen, Ihre Privatsphöre ist verletzt. Der Dieb hat alles durchwühlt. Wir empfehlen, Kleidung, die angefasst wurden, gründlich zu waschen. Falls nötig, entsorgen Sie Kleidung, in der Sie sich seitdem unwohl fühlen. Versuchen Sie außerdem, geklaute Gegenstände, mit denen Sie wichtige Erinngerungen verbunden haben, zu ersetzen und Ihr Zuhause wieder gemütlich zu gestalten.
2. Reden ist Alles.
Reden Sie mit Menschen mit ähnlichen Erfahrungen oder wenden Sie sich an eine Beratungsstelle, z.B. die Online-Beratung des Bundesverbands Deutscher Psychologen. Die Auseinandersetzung mit dem Erlebnis ist der erste Schritt zu Verarbeitung. Gerne können Sie in einem ersten Schritt auch unseren Kundenservice anrufen, wir nehmen uns die Zeit und helfen Ihnen gerne weiter. Rufen Sie einfach unseren Support an.
3. Renovieren Sie.
Dekorieren Sie um, renovieren Sie und bauen Sie um. Prüfen Sie vor Ihrem Haus bzw. vor Ihrer Wohnung ob Zeichen von Einbrechern zu sehen sind, die sogenannten Gaunerzinken. Falls Sie diese Geheimzeichen entdecken sollten, rufen Sie umgehend die Polizei. Abhängig davon, welcher Einbrecherzinken entdeckt wurde, können Sie ungefähr einschätzen, wie hoch das Gefahrenpotenzial ist, dass evtl. erneut eingebrochen wird. Wir haben die wichtigsten Gaunerzinken und deren Bedeutung für Sie zusammengefasst: Wie gehen Einbrecher vor?
Wenn Sie sich langfristig unwohl und unsicher fühlen, könnten Sie als letztes Mittel einen Umzug in Erwägung ziehen.
4. Was kann man tun, um in Zukunft Einbrüche zu vermeiden?
Was hätte die Sicherheit zuhause erhöhen können? War vielleicht ein Fenster gekippt? Schauen Sie sich gerne unsere 10 Tipps zum Einbruchschutz an, um in Zukunft besser geschützt zu sein. Könnten Sie ein besseres Schloss einbauen oder hätte vielleicht eine Sicherheitsanlage für das Haus den Einbrecher schon vor der eigentlichen Tat abgeschreckt? Durch das Gefühl der Kontrolle kommt in vielen Fällen auch das Gefühl von Sicherheit im eigenen Haus sowie derWohnung wieder zurück.
5. Die Bewältigungstherapie
Im Zweifel sollte man ein Beratungsgespräch mit einem Psychologen suchen. Ein Online-Berater kann Ihnen bei der Suche nach einer Anlaufstelle in der Nähe Ihres Wohnorts helfen. Die emotionalen Schäden eines Einbruchs können Erinngerungen produzieren, die alleine schwer zu bewältigen sind. Dies ist insbesondere der Fall, wenn es ein Aufeinandertreffen mit dem Täter gab, sprich eine akute Bedrohung. Für diese spezielle Situation haben wir einen Ratgeber verfasst, der Ihnen zeigt wie man sich während eines Einbruchs verhalten sollte: Einbruchsversuch – Was tun?
Es ist keine Schande, sondern ein Zeichen der Stärke, im Bedarfsfall professionelle Unterstützung beziehungsweise psychologische Betreuung zu beanspruchen.
Bleiben Sie sicher, bleiben Sie gesund.